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Künstliche Intelligenz

Elon Musks Pro-AfD-Text in der deutschen Welt war wohl von KI generiert

Elon Musks Pro-AfD-Text in der deutschen «Welt» war wohl von KI generiert

In einem Gastbeitrag für die «Welt am Sonntag» machte Tech-Milliardär Elon Musk Wahlwerbung für die AfD. Es gibt allerdings Hinweise, dass Musk den Text nicht selbst geschrieben hat.
03.01.2025, 15:2503.01.2025, 15:25
Tobias Schibilla / t-online
Elon Musk and his son, X AE A-Xii, arrive to a New Year's Eve party hosted by President-elect Donald Trump at Mar-a-Lago, Tuesday, Dec. 31, 2024, in Palm Beach, Fla. (AP Photo/Evan Vucci)
Elon Mu ...
Tech-Milliardär Elon Musk mit seinem Sohn: Es gibt Hinweise darauf, dass Musk seinen Artikel in der «Welt am Sonntag» nicht selbst geschrieben hat.Bild: keystone
Ein Artikel von
t-online

Der Gastbeitrag des US-Milliardärs und rechten Aktivisten Elon Musk in der deutschen «Welt am Sonntag» («WamS») hatte am letzten Wochenende des vergangenen Jahres für Aufsehen gesorgt. Unter der Überschrift «Nur die AfD kann Deutschland retten» schrieb Musk ausführlich darüber, wie die «Altparteien» Deutschland im Stich gelassen hätten und das Ende der nationalen Identität in Sicht sei. Kritiker werteten den Beitrag als Wahlwerbung für die in Teilen rechtsextreme AfD – und das nur wenige Wochen vor der Bundestagswahl.

Nun gibt es allerdings Zweifel daran, ob Musk seinen Gastbeitrag überhaupt selbst verfasst hat. Denn Martin Varsavsky, Aufsichtsrat von Axel Springer, erklärte in einem Post auf Musks Kurznachrichtendienst X, er habe nicht nur die Idee zum umstrittenen Gastbeitrag gehabt – sondern Varsavsky veröffentlichte dazu den vollständigen englischsprachigen Text, den Musk bei der «Welt am Sonntag» eingereicht hatte.

Analysetools sehen Hinweise auf KI-generierten Text

Schon bald nach der «WamS»-Veröffentlichung hatten verschiedene Journalisten auf Twitter aufgrund der im Text verwendeten Sprache gemutmasst, Musk habe den Text nicht selbst geschrieben, sondern von einer KI texten lassen. t-online hat die von Varsavsky veröffentlichte englische Version nun durch verschiedene Analysetools überprüfen lassen – und kommt zu einem eindeutigen Ergebnis.

«ZeroGPT» der gleichnamigen Firma kommt zum Schluss, dass Musks Text mit einer Wahrscheinlichkeit von 52,81 Prozent von einer Künstlichen Intelligenz getextet wurde. Noch deutlicher sind die Ergebnisse beim «AI Detector» von Quillbot, der glaubt, dass 79 Prozent des gesamten «WamS»-Textes von einer KI stammen. «GPTZero», das Edward Tian, einem Studenten der US-amerikanischen Princeton-Universität ist sich sogar sicher, dass 93 Prozent des Gastbeitrags aus der KI-Feder stammen – lediglich sieben Prozent sollen noch von einem Menschen bearbeitet worden sein.

Selbst X-KI stellt Urheberschaft Musks in Frage

Sogar der X-eigene KI-Assistent «Grok», den Elon Musk auf seiner Plattform immer wieder anpreist, findet mehrere Hinweise darauf, dass der Text nicht vom Tech-Milliardär und Trump-Vertrauten selbst stammt. «Der bereitgestellte Text soll von Elon Musk verfasst worden sein, doch es gibt mehrere Hinweise darauf, dass es sich nicht um einen authentischen Text von ihm handeln könnte», schreibt «Grok».

Insbesondere die Struktur und die Sprache des Textes würden mehrere Merkmale eines KI-generierten Artikels aufweisen, heisst es von «Grok». Dies zeige sich vor allem darin, «wie Argumente konstruiert werden, in der Verwendung von sich wiederholenden Phrasen zur Hervorhebung und einem etwas generischen Ton, wenn komplexe politische Themen diskutiert werden».

Kritik an Springer aus der Politik

Die Ergebnisse der Analysetools sind nicht vollständig belastbar und möglicherweise fehleranfällig. Allerdings fallen die von ihnen genannten Hinweise, die gegen eine Urheberschaft Musks sprechen, auch Kennern von KI-Chatbots auf und lassen so den Schluss zu, dass der «Welt»-Artikel mit der Überschrift «Nur die AfD kann Deutschland retten» höchstwahrscheinlich nicht von Elon Musk, sondern von einer KI geschrieben wurde.

Der Musk-Beitrag provozierte nach seinem Erscheinen scharfe Reaktionen aus der Politik. Dass der Springer-Verlag, zu dem die «WamS» gehört, Musk überhaupt eine offizielle Plattform biete, «um Wahlwerbung für die AfD zu machen, ist beschämend und gefährlich», sagte SPD-Generalsekretär Matthias Miersch dem «Handelsblatt».

Auch Andreas Audretsch, Wahlkampfleiter der Grünen, kritisierte die Veröffentlichung. Tech-Milliardäre oder chinesische Staatskonzerne hätten die Möglichkeit, «mit ihren Plattformen und viel Geld unseren demokratischen Diskurs zu untergraben». Musk versuche dies «Hand in Hand mit den Rechtsextremen in der AfD». Dies sei «eine Gefahr für unsere Demokratie und die Meinungsfreiheit in unserem Land», schrieb Audretsch auf X.

Verwendete Quellen:

  • Eigene Recherchen (t-online)
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37 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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MartinZH
03.01.2025 15:36registriert Mai 2019
Musk ist Milliardär, leistet sich aber nicht einmal einen anständigen Ghostwriter. Tja, bei den Reichen lernt man sparen. Aber so billig, wie er dieses Pro-AfD-Pamphlet erstellt hat, wird er wohl auch andere Sachen produzieren – das wird sich wohl durch sein ganzes Leben ziehen.
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frau süss
03.01.2025 15:56registriert März 2014
ich warte auf eine meldung über musk, die mich erstaunt oder überrascht oder schockiert. aber jede eskalation ist nur die logische folge der vorausgehenden, und das wird in absehbarer zeit nicht besser.
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Schlaf
03.01.2025 15:54registriert Oktober 2019
Was der Musk nicht alles macht, dass der sogar noch Zeit haben soll, um in einer Regierung was zu machen…

Ich hoffe, dass es innert dem ersten halben Jahr so richtig rumpelt in Trumps Rumpelkiste und die Amis dann sehen, was sie gewählt haben. Gut, das wissen sie ja eigentlich schon🥴
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«Man könnte meinen, die Hamas hat nun keinen Hebel mehr in der Hand»
Die überlebenden Geiseln der Hamas sind zurückgekehrt. Zwischen Israel und der Hamas herrscht Waffenstillstand. Ist das der Anfang vom Ende des Kriegs im Nahen Osten? Dank US-Präsident Donald Trump? Islamforscher Simon Wolfgang Fuchs widerspricht.
Die Hamas hat alle 20 Geiseln am Montagmorgen an Israel übergeben. Ist alles so abgelaufen wie abgemacht?
Simon Wolfgang Fuchs:
Ja, was die noch lebenden Geiseln anbelangt, lief alles so ab, wie geplant. Im Vorfeld gab es die Befürchtungen, dass die Hamas die Übergabe – so wie im Januar – dazu nutzen könnte, sich selbst martialisch zu inszenieren. Im Sinne von: Man kämpfe hier gegen «Nazizionismus» an. Es war jedoch Teil der Abmachung, dass genau solche Szenen nicht vorkommen dürfen. Was jedoch vorkam: Noch bevor die Übergabe stattfand, liess die Hamas die Geiseln mit ihren Familien telefonieren. In Israel hat das einerseits Freude, gerade bei den betroffenen Angehörigen, ausgelöst. Andererseits konnte die Hamas damit demonstrieren, dass sie im Gazastreifen durchaus noch an der Macht ist. Bei den Angehörigen der verstorbenen Geiseln herrscht zudem der Schock vor, dass heute wohl nur vier Leichname übergeben werden.
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